Donnerstag, 25. August 2011

QUO VADIS … Vertragsarzt

Vertrags- oder Kassenarzt  zu sein hatte seine Klarheit .. vor langer Zeit! Nun laufe ich schon seit Langem rum und bin nicht mehr der Versorger meiner Patienten sondern der Sparfuchs für alle und halte meinen Kopf hin für  jeden und alles. Doch halt nein ... den Kopf hinzuhalten das gehört zu dem Status eines Freiberuflers. Hat jedenfalls das BSG immer so zitiert und der Arztberuf in freier Praxis war ehedem in Deutschland immer so bewertet. Tempora mutantur  nos et mutamur in illis . Wahrlich, wir haben uns geändert vom selbstbestimmten Arzt, der seinen Patienten verpflichtet ist zum ... ?

Damit kommen wir zum Kernproblem. Was sind wir als Vertragsärzte eigentlich noch? Freiberuflichkeit setzt Unabhängigkeit und Selbstbestimmung voraus. Seit Ehrenberg fing es an mit Budgetierungen, dann kam Seehofer mit Pauschalierung von Leistung, dann Schmidt mit der Versozialisierung eines vormals freien Berufsstandes und nun die Freien und Christ Demokraten,  wo alles hätte besser werden sollen. 



Kompensierten wir nicht durch unsere pauschal bezahlte Arbeit die Morbiditätsentwicklung in Deutschland, längst wären die Kosten nicht mehr zu bezahlen. Würden Überschreitungen für Medikamente und Heilmittel nicht von Ärzten bezahlt, wo führte das hin. Man kann sagen, wir sind auf der Ausgabenseite tatsächlich noch selbsständig, auf der Einnahmeseite gedeckelt und in ein Kartell aus öffentlich rechtlicher Zwangsmitgliedschaft verstrickt, dadurch sehr zahm. Man kommt sich vor wie ein Mitglied in einer Medizin und Sozial Kolchose.


Doch all dies ist noch nicht genug. Jetzt wird das Machtkartell des Staates weiter ausgebaut. Haben die wirtschaftlichen Repressalien noch nicht gereicht, die Regressorgien, die Verleumdungen tagtäglich platziert durch die Krankenkassen und willig ausgeführt durch eine nach Auflagenzahl und Verunglimpfungspotential stimulierbare freie Presse.
Der veränderte Arzt reicht noch nicht. Er ist noch nicht dressiert. Um mit der Bibel zu sprechen, wir halten die andere Backe nicht noch genug hin!


Plötzlich werden wir rechtlos berechtet und zu Beauftragten der Krankenkassen gemacht oder sogar zu Amtsträgern? Darf das Dasein nur aus Pflichten bestehen, wo bleiben die Rechte? Diesem Staats- und Krankenkassenmobbing, ohne gewerkschaftliche Mitgliedschaft ausgesetzt, werden wir schutzlos preisgegeben. Wo ist unsere Vertretung durch KV und Ärztekammer, die uns vor den möglichen wahnsinnigen Auswüchsen einer uns noch mehr bedrohenden Strafverfolgung schützt?


Bekomme ich demnächst nicht nur  Anrufe der Krankenkassen, die meine Verordnung oder meine Arbeitsunfähigkeit nicht anerkennen wollen, sondern dann auch nach der Maßgabe meiner in den Augen der KK geübten Unwirtschaftlichkeit? Dies würde bedeuten, betreue ich meine Patienten und falle aus dem „Raster“, ruft mich ein Krankenkassenvertreter an und droht mir vielleicht mal nicht nur mit einem Prüfverfahren, sondern mit einer Strafanzeige wegen Untreue oder den allen anderen Möglichkeiten, die sich derzeit politisch gewollt, den Krankenkassen anbieten. 


Dies kann immer dann zutreffen und passieren, wenn man es anders macht.  Wenn man nicht für nicht nachprüfbare Medikamentenabgaben in den Praxen haften will und sich auf das besinnt, was man sein sollte. Der Versorger seiner Patienten. Diese sind den Krankenkassen derzeit wichtig, denn nun werden Apotheker, die andere Medikamente abgegeben haben, weil das Rabattpräparat nicht lieferbar war, auch schon mit dem Staatsanwalt bedroht. Gute Krankenkassen, sorgen Sie sich in der Begründung doch um die Therapiesicherheit, die bei den Vielfachauswählrabattpräparaten der Ersatzkassen ja auch gegeben ist.


Man kann Besseres anbieten als Rabattverträge, die sich nur an Einsparungen orientieren. Doch es wird nicht wahrgenommen.  Bin ich dann auch, weil ich das eine Präparat oder die andere Firma lieber mag als die andere, kriminell? Muß ich mir überlegen ob und wo ich Gesellschafter werde, dem alles zugerechnet wird, als ob er selbst es wäre? Wozu gibt es dann Gesellschaften? Kann ich noch im Medizinbereich Geld anlegen und wenn es dann gewinnbringend war ist es dann was auch immer ?


Ich glaube fest, dass sich dies alles als Bumerang erweisen wird. Egal, ob darauf hingearbeitet wird, die medizinische Versorgung Kartellen zu übertragen, die unsere Versorgungsstrukturen aufkaufen, preiswerte angestellte Ärzte brauchen und gewinnorientiert die medizinische Versorgung für die Bevölkerung unbezahlbar machen. 


Der medizinische Nachwuchs, der kommen muß, wird es bemerken. Er wird frei entscheiden von Bank und Kassen Büttel. Durch Studien gesichert, haben diese jungen Kollegen andere Prioritäten in ihrem Leben als die derzeit noch tätigen „freiberuflichen“ Ärzte. Sie werden sehen wie und wo sich dies alles verwirklichen lässt. 


Der Staat, der seinen Ärzten solches antut, ihn verfolgt und verfemt, wird dies zu tragen haben und jeder Staat erhält die Ärzte, die er verdient. Welche Sprache soll ich meinen Kindern empfehlen, wenn sie in 15 Jahren in Deutschland ärztliche Hilfe bedürfen, wenn sie diese dann noch erhalten. Dann sind die Schafe, die wir sind und die man gewandelt hat, in Rente oder tot.

Dr.med.J.Blettenberg

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