Mittwoch, 12. Oktober 2011

Quo vadis, eGK?

„Gut Ding will Weile haben“ – sagt der Volksmund. Übertragen auf die elektronische Gesundheitskarte (eGK) müsste diese angesichts des Zeitbedarfs ein geradezu beispielloser Erfolg werden. Gesetzlich 2002 beschlossen und ursprünglich für 1. Januar 2006 vorgesehen, geht die Einführung nun, knapp 10 Jahre nach Beginn der Initiative, voran. Bis 30. September konnten Ärzte Anträge auf Finanzierungsbeihilfen für eGK-Lesegeräte in der eigenen Praxis stellen. Mit deren Installation wird ein Teil der benötigten technischen Infrastruktur geschaffen. 


Quelle:wikimedia.org


Seit 1. Oktober soll nun die alte Krankenversichertenkarte schrittweise ersetzt werden. Die eGK gilt als Schlüsselelement für eine fortschrittliche IT-technische Vernetzung im Gesundheitswesen. Seit Jahren wird diese zum Spielball der jeweils eigenen Interessensdurchsetzung seitens Industrie und gesundheitspolitischer Selbstverwaltung. In der IT-Branche, wo solche Zeiträume schon als historisch gelten, führt solches Verhalten quasi permanent zu einer Veralterung der erarbeiteten Spezifikationen. Logischerweise führt dies zu einer Explosion der Kosten. Auf der CEBIT 2004 wurden für das Projekt 0,7 – 1 Mrd. Euro veranschlagt. Heute werden für einen Einführungszeitraum von fünf Jahren 2,8 – 5,4 Mrd. Euro geschätzt. Dieser Einführungszeitraum kann sich aber nach Aussage von Gematik-Vertretern auch über 8 – 10 Jahre erstrecken, die geradezu erschreckende Kosten von bis zu 14,1 Mrd. Euro nach sich ziehen können   (http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2009/0702/gesund.php5).

Ein Sprichwort hat sich also schon auf jeden Fall bewahrheitet: „Viele Köche verderben den Brei!“

Auch andere Länder haben ehrgeizige Pläne zur Modernisierung des Gesundheitswesens. Einen umfassenden Ansatz verfolgt vor allem der britische National Health Service (NHS). Seit 2002 wird an einer einheitlichen modernen und flächendeckenden IT-Infrastruktur sowie einer elektronischen Patientenakte geplant, konzipiert und entwickelt. Nach Angaben der Zeitschrift Computerwoche (vom 04.10.2011) zieht die britische Regierung nun die Notbremse. Nach einer vernichtenden Projektbilanz von Behörden und Rechnungsprüfern sind die Ziele des Vorhabens bezüglich Zeitvorgaben, Funktionen und Nutzen völlig verfehlt worden. Zahlreiche Dienstleister wurden während der Laufzeit ausgewechselt. Es sei zweifelhaft, ob angesichts der Fehler der Vergangenheit jemals ein valider Business Case umgesetzt werden kann. Experten schätzen die bisherigen Ausgaben auf knapp 15 Mrd. Euro.

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