Samstag, 10. Dezember 2011

Cloud Computing macht auch vor dem Gesundheitssektor nicht Halt

Cloud Computing ist derzeit ein nicht aufzuhaltender Trend, welcher mittelfristig die heutige IT-Infrastruktur, auch die des deutschen Gesundheitswesens, vollständig verändern soll. Konsequenz daraus ist, dass immer mehr Software-Dienstleistungen nicht am eigenen Rechner laufen, sondern - Online-Anschluss vorausgesetzt - in vernetzten Rechenzentren. Komplizierte Anwendungen mit zahlreichen Teilnehmern werden dadurch sehr viel leichter administrierbar und besser skalierbar. Dies gilt besonders bei starker Schwankung der Nutzerzahlen, wie im Online-Bereich üblich. Insgesamt gelten Cloud-Szenarien auch als relativ kostengünstig im Vergleich zu herkömmlichen „On-Premise“ Installationen.

Derzeit konkurrieren namhafte IT-Anbieter um eine aussichtsreiche Positionierung in diesem Wachstumsmarkt. Dabei setzen sie auf teilweise sehr unterschiedliche Serviceangebote. Auch die Firma Microsoft bemüht sich hier um besonders innovative Angebote. Das Unternehmen setzt auf Cloud Anwendungen im Gesundheitswesen und ist der Meinung, dass das Cloudcomputing diesen Bereich maßgeblich beeinflussen wird. Dies wurde auf einer Tagung zum Gesundheitswesen im Rahmen der von Microsoft selbst organisierten Veranstaltungsreihe "Chancenrepublik Deutschland" in Berlin offensichtlich.


„Die Vision ist ein Gesundheitswesen, in dem Patienten in bestimmten Situationen oder auch grundsätzlich ihre medizinischen Daten selbst verwalten“, sagte Severin Löffler, Mitglied der Geschäftsführung bei Microsoft. (Quelle: http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/gesundheitskarte/article/681713/e-card-ticket-wolke.html?sh=8&h=854855703)

Ungeklärt bleibt allerdings nach wie vor die Frage nach dem Datenschutz. Derzeitige Datenschutzgesetze in Deutschland bieten vorerst keine Möglichkeit, solche Vorhaben zu gestalten. Daher gilt es für alle Beteiligten nun, rechtlich sichere Lösungen zu entwickeln, die einen konformen Datenschutz gewährleisten.


Fraglich ist ebenso, ob ein solcher Cloud Service die elektronische Gesundheitskarte ersetzen würde.
Zwar sagte der E-Health-Experte Roland Trill von der Fachhochschule Flensburg, dass er sich manchmal frage, ob die elektronische Gesundheitskarte (eGK) durch die aufkommenden Cloud-Szenarien nicht letztlich obsolet werde. 

Mehrheitlich jedoch herrschte auf dem Podium und auch im Publikum der Tagung die Auffassung, dass medizinische Cloud-Anwendungen ohne eine sichere Identifizierung der Nutzer, wie sie die eGK bietet, auf Dauer nicht denkbar seien.
(Anmerkung: Die eGK verliert damit aber einen ursprünglich zentralen Aufgabenbereich, nämlich konkrete Anwendungen, genauer genommen Daten für bestimmte Anwendungen, lokal zu speichern und bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Dadurch wird sie tatsächlich auf die allerdings nicht unwichtige Funktion der Authentifizierung reduziert. Der hierfür notwendige Konzeptions- und Entwicklungsaufwand hätte allerdings bei frühzeitiger Fokussierung viel geringer ausfallen können.)


Edgar Franke, Berichterstatter für Telematik im Gesundheitswesen der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, nutzte die Veranstaltung deswegen zu einem Appell an die Selbstverwaltung: "Die Zukunft des Gesundheitswesens ist digital. Wir müssen die Telematikinfrastruktur jetzt schnell weiter ausbauen, sonst werden wir abgehängt", redete er dem Auditorium ins Gewissen.

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